Donnerstag, 30. Dezember 2010

Was macht Macht ?

Auch der heutige Tag stand ziemlich unter dem Stern der Verschwörungs-Figuren auf dem Schachbrett-Paranoia. Wie konnte das passieren, das ich so blauäugig jemandem vertraut habe und tatsächlich angefangen habe, hinter jedem Baum einen Verschwörer zu sehen ?

Hat sicherlich viel damit zu tun, das ich schon lange nach einem Mentor suche. Einem Menschen der sieht was ich kann und was ich nicht kann, wo meine Talente liegen, der mir hilft mein Potential voll auszuschöpfen. Ein Mentor der vielleicht das macht, das vielfach andernorts Eltern machen, die ihre Kinder fördern und unterstützen. Hatte ich nicht, wollte ich aber immer haben. Und das hat mich an der Stelle so verdammt betriebsblind gemacht. Das da nicht einfach jemand aus lauter Freundlichkeit Tipps gibt und "Geheimnisse" verrät und mir suggeriert mich fördern zu wollen, sondern das es eher ums manipulieren und aushorchen geht.

Das hab ich jetzt erst gesehen. Man kann alt werden wie ne Kuh, man lernt immer noch dazu. Hat meine Oma schon gesagt. Und Recht hat sie. Wäre es nicht dahin gekommen, das man mir suggeriert hat ich müsse nun endlich "Position" beziehen, mich für oder gegen das "Spiel" entscheiden und jeder der nicht spielen will halt draußen ist und das halt so ist und jeder so macht und ich aus dem Grund ne Krise bekommen habe, weil ich das partout nicht einsehen wollte, vielleicht würde ich noch immer einen Mentor sehen, der gar keiner ist.

Was lerne ich daraus ? Das der Mensch dazu neigt zu sehen, was er sehen will. Das jeder Mensch ein riesiges Bedürfnis nach Anerkennung hat und dem Gefühl gebraucht zu werden.

Was passiert eigentlich üblicherweise in Start Ups die größer und älter werden ? Wenn sie ganz klein sind, dann sind sie eine eingeschworene Gemeinschaft. Die Gemeinschaft der Apostel, die Musketiere. Alle für einen, einer für alle. Jeder kennt und mag jeden, meistens eine äußerst homogene Gruppe. Gleich alt, oft gleiche Uni, ledig, hungrig, kreativ und begeisterungsfähig. Die haben dann auch oft Erfolg. Nicht das Geld steht bei den meisten im Vordergrund, sondern der Spaß, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.

Jeder bekommt alles mit, die Kommunikationswege sind kurz. In der ersten Zeit schafft man es meistens noch aus dem eigenen Netzwerk neue Leute zu rekruiten und viele externe Bewerber sind zu dem Zeitpunkt oft noch abgeschreckt vom augenscheinlichen Chaos und den fehlenden Strukturen und können sich nicht vorstellen dort zu arbeiten.

Ist dieses Start Up weiter erfolgreich, kommt der Zeitpunkt wo es irgendwann unbedingt mehr Geld benötigt um wichtige Investitionen zu tätigen, um wirklich wachsen zu können. Die Gründer haben meistens eigenes Geld investiert, viele Start Ups haben auch 1-2 Angel Investors, aber um wirklich nach vorne zu kommen, geht der Weg oft zu Venture Capital Investoren. Die geben dann Geld, es wird investiert, wenn alles gut läuft haben diese Investitionen auch Erfolg und der Laden brummt und wächst weiter.

Mit dem Geld und den Investoren kommen aber auch erstmals externe Leute ins Boot die mitreden wollen. Die Druck ausüben, die Strategie kennen und beeinflussen wollen. Die ggf fordern erfahrenere Leute ins Unternehmen zu holen, die das Start Up zu einem vernünftigen mittelständischen Unternehmen mit Prozessen, Strukturen, Reports etc aus- und aufbauen sollen.

Für die Gründer kommt dann der erste kritische Zeitpunkt. Die Integration dieser Strukturen, der neuen erfahrenen Mitarbeiter ohne die eigenene Firmen-DNA komplett zu verlieren. Geht das Unternehmen in dieser Phase an die Börse ist das alles noch viel schwieriger. Aber auch mit einem Investor allein, ist diese Herausforderung nicht ohne. Der Druck steigt natürlich je weiter sich Gewinnerwartungen und tatsächliche Gewinne voneinander entfernen.

Mit der neuen Ernsthaftigkeit, den eingeführten und wachsenden Prozessen mit den Strukturen die man zu erkennen beginnt wächst aber auch das Interesse der externen Bewerber, die sich früher noch ob der chaotischen Zustände abgewandt haben. Nun erscheint das gewachsene Start Up durchaus interessant. Die Aufbauer mit den hochgekrempelten Ärmeln müssen nun für eine Weile in die zweite Reihe treten und die Optimierer betreten die Bühne.

Angelockt von den Möglichkeiten die die Optimierer in einem so jungen Unternehmen haben, die Möglichkeit vor Augen ihren Stempel aufdrücken zu können, sind sie oft diejenigen die die DNA des Unternehmens nachhaltig verändern, oft so stark das von der ursprünglichen DNA - die sie ja teilweise mit angelockt hat - nicht mehr viel übrig bleibt. Aber Optimierer sind meistens Söldner. Söldner die nur so lange bleiben, wie es ihnen für das Geld das sie bekommen gefällt und die weiterziehen wenn sie irgendwo mehr Geld oder mehr Möglichkeiten sehen.

Und unsere Apostel, die aufgebaut haben ? Was ist mit denen ? Viele fühlen sich mehr und mehr Unwohl in der neuen Umwelt. Die ihre Freiräume einengt. Die von 20% freie Zeit zum Entwickeln eigener Ideen nichts hören wollen, weil sie diese Zeit nicht gescheit in Budgets und Businesspläne aufnehmen können. Die häufig der "alten Zeit" nachtrauern und sich in der neuen Welt (noch) nicht so recht zu Hause fühlen. In dieser Phase verlieren Start Ups häufig viele ihrer Apostel.

Die Herausforderung ist ein solches Brain Drain zu überleben. Die Balance zu halten zwischen Aposteln und Söldnern. Nur die Apostel gehen zu lassen, die wirklich nicht mitwollen in die neue Welt und nur die Söldner einzustellen, die einen minimalen Respekt vor dem haben was die Apostel aufgebaut haben, die willig sind von ihnen zu lernen und sie mitzunehmen. Damit es idealerweise ab einem bestimmten Zeitpunkt eine Verschmelzung gibt. Keine Apostel mehr, keine Söldner mehr - sondern nur noch Mitarbeiter.

Das ist eine große Aufgabe, die nur den besten Start Ups tatsächlich gelingt. Es fällt oft nicht auf das es nicht gelingt, weil die Firma vorher doch an die Börse geht, aufgekauft wird oder im schlimmsten Falle pleite geht.

Das wäre die Aufgabe an der ich am allerliebsten mitarbeiten würde. Hinarbeiten auf die Verschmelzung von Aposteln und Söldnern. Ein Team von Mitarbeitern für die Firma zu entwickeln, die gemeinsam jede Herausforderung des Marktes meistern kann. Eine Firma die "rund" ist. Die Mitarbeiter aller Coleur hat. Strategen, Verkäufer, Bedenkenträger, Optimisten, Kreative, Strukturschaffer, Gründer, Aufbauer, Optimierer....

Schöne neue Welt oder bekommen wir das hin ?

Achso - was macht Macht hab ich ja gefragt. Gute Frage. Ich glaube Macht macht Neugierde, Kreativität und Optimismus das Leben schwer. Macht verführt und bringt manche Menschen dazu andere ganz paranoid zu machen, damit sie anschließend als Retter auftreten können. Solch einer Verhaltsensauffälligkeit liegt meistens ein tiefes Gefühl der Isolation und Einsamkeit zugrunde.

Aber alles wird gut. Ist doch so. Irgendwie gehts immer weiter :)

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